Kreuzfahrt – Top oder Flop?
Was für eine Kreuzfahrt spricht – und was dagegen
Norwegen stand schon lange auf meiner Wunschliste. Und als irgendwann die Überlegung aufkam, wie man mehrere Orte in kurzer Zeit entdecken kann, ohne täglich Koffer zu packen, lag eine Kreuzfahrt plötzlich gar nicht mehr so fern. Und als Mama von zwei Teenagern musste eine Reise her, die möglichst allen etwas bietet – Abenteuer, Landschaft, aber auch eine Portion Komfort.
Also: Ja, ich hab’s getan. Wir haben eine Kreuzfahrt gemacht. Eine Woche auf See, ein Schiff, viele Eindrücke mit vier Stopps in Bergen, Nordfjordeid, Ålesund und Stavanger. Eine Reise, die ich – ganz ehrlich – schon mit ein paar gemischten Gefühlen gebucht habe - obwohl ich mich sehr darauf gefreut habe. Und genau so gemischt ist jetzt auch mein Fazit.
Was für eine Kreuzfahrt spricht:
- Man sieht viel in kurzer Zeit
Jeden Morgen in einem neuen Hafen aufwachen, die Vorhänge aufziehen und eine andere Landschaft vor dem Fenster sehen – das war tatsächlich ein Highlight! So viele Eindrücke in einer Woche zu sammeln, gelingt sonst nur mit sehr viel Logistik und Planung. - Kein tägliches Kofferpacken
Einmal ein- und auspacken – und das „Hotel“ fährt einfach mit. Wer mehrere Orte sehen möchte, aber keine Lust auf ständiges Umziehen hat, wird das lieben. - Alles ist organisiert
Kabine, Verpflegung, Transfers – alles läuft wie am Schnürchen. Wer vorab gut plant, kann sich an Bord wirklich entspannt zurücklehnen. - Ausflüge zu den Fjorden
Wir haben alle Touren direkt über die Reederei gebucht – vor allem, weil ich einige Horrorgeschichten gelesen hatte über Anbieter, deren Busse zu spät zurückkamen und das Schiff dann einfach ohne sie abgelegt hat. Die organisierten Ausflüge zu den Fjorden waren dafür umso besser: gut geplant, informativ, mit ausreichend Zeit zum Fotografieren und Durchatmen. - Vielfältige Verpflegung
Klar, das Buffet war oft überfüllt (mehr dazu gleich), aber es gibt viele Alternativen: Spezialitätenrestaurants mit Menü und Bedienung, Cafés, Snackbars – oft kostenpflichtig, aber deutlich ruhiger und kulinarisch spannender.
Was gegen eine Kreuzfahrt spricht:
- Sehr viele Menschen auf engem Raum
Ich hatte mit mehr Gedränge gerechnet – und war positiv überrascht, wie gut sich die Menschenmengen auf dem Schiff verteilen. Ob beim Landgang oder an Deck: Es war nie so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Ausnahme: das Buffet. Dort herrschte regelmäßig Ausnahmezustand. Voll, laut, hektisch – definitiv nichts für schwache Nerven. Und trotz aller Hygienevorgaben und Desinfektionsspender an jeder Ecke sind wir mit einer ordentlichen Erkältung heimgekommen. Bei so vielen Menschen auf engem Raum ist das wohl schwer zu vermeiden. - Teuer – wirklich teuer
Trotz Rabatt für meinen (noch) 15-Jährigen war die Reise kein Schnäppchen. Und wer mehr erleben will als Liegestuhl und Showprogramm, zahlt ordentlich drauf – für Ausflüge, Spezialitätenrestaurants oder Aktivitäten. - Geführte Stadtspaziergänge: kaum Mehrwert
Während die Fjordtouren ihr Geld absolut wert waren, hätten wir uns die klassischen Stadtführungen sparen können. Viele Orte lassen sich problemlos auf eigene Faust erkunden – flexibler und meist auch günstiger. - Kein wirklicher Bezug zu Land & Leuten
Man sieht viel – aber immer nur für ein paar Stunden. Echte Begegnungen mit Menschen vor Ort bleiben aus. Es ist ein bisschen wie Fernsehen durch die Glasscheibe: schön, aber nicht berührend. - Spontanität? Fehlanzeige.
Wer spontan einen Ausflug oder ein Abendessen buchen möchte, hat schlechte Karten. Vieles ist schon Wochen im Voraus ausgebucht – wer zu spät kommt, bleibt draußen. - Umweltgedanke
So bequem und erlebnisreich Kreuzfahrten auch sind – sie hinterlassen leider auch einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck. Der Treibstoffverbrauch, die Emissionen und der Massentourismus in kleinen Häfen geben zu denken. Wer sich für diese Reiseform entscheidet, sollte sich der ökologischen Folgen bewusst sein. - Massenphänomen
Man ist Teil einer sehr großen Gruppe. Für Individualreisende oder Menschen, die gerne abseits des Stroms unterwegs sind, kann das auf Dauer anstrengend sein.
Persönliche Tipps & Learnings:
- Alles frühzeitig buchen!
Ich kann es nicht oft genug sagen: vor allem Restaurants, Ausflüge und Specials wie zB Küchenführungen – alles sollte lange vor Reisebeginn fix sein. Wer wartet, schaut oft durch die Finger. Ich habe zB die Reise für Ende Juni bereits im Februar gebucht und leider keinen Platz mehr bei der kostenpflichtigen Küchenführung bekommen. - Praktischer Tipp für die Bordkarte:
Die Bordkarte ist Ausweis, Kabinenschlüssel und Zahlungsmittel in einem. Die meisten tragen sie mit einem Lanyard um den Hals – ich persönlich finde das furchtbar. Ich habe Skipass-Halter gekauft, die man an die Hose clippen kann. Sehr viel praktischer – und angenehmer zu tragen und meine Teenager haben die Karte kein einziges Mal verloren! - Außenveranda statt Innenkabine – unbedingt!
Ja, es kostet mehr. Aber: Das Ein- und Auslaufen in die Häfen vom eigenen Balkon aus zu erleben, ist unbezahlbar. Das Wasser vor den Augen – und keine Menschentraube um einen herum. Für mich war das einer der schönsten Aspekte der Reise. - Gut informieren, was sich wirklich lohnt
Nicht jede Tour ist ein Muss. Einige Städte lassen sich prima allein erkunden – ein bisschen Vorbereitung vorab spart nicht nur Geld, sondern sorgt auch für ein intensiveres Erlebnis. - Internetpaket mit voller Abdeckung buchen
Auch wenn’s weh tut im Geldbörserl – das umfangreichste WLAN-Paket zu buchen war goldrichtig. Die günstigeren Pakete sind oft so stark gedrosselt, dass fast nichts funktioniert. Und wer mit Kindern oder beruflich verbunden bleiben will, sollte keine Experimente machen – sonst wird’s stressig. -
Kein Fotopaket buchen
Ich hatte vorab ein Fotopaket gebucht, in dem alle an Bord gemachten Fotos inkludiert waren – egal ob vom Schiffsfotografen oder bei kleinen Shootings mit Kulisse. Ja, es sind nette Erinnerungen, aber: Die Qualität der Bilder war eher mittelmäßig, die Sets lieblos, und echte Posingtipps gab es keine.Mein Tipp: Mache lieber selbst ein paar schöne Erinnerungsfotos – und wenn du dir wirklich hochwertige Bilder mit deiner Familie wünschst, dann such dir zu Hause eine/n professionelle/n Fotograf*in. Da bekommst du echte Atmosphäre, liebevolle Gestaltung und Bilder, die auch nach Jahren noch Freude machen.
Mein persönliches Fazit:
Ob ich jedes Jahr eine Kreuzfahrt brauche? Sicher nicht.
Ob ich es wieder machen würde? Vielleicht – wenn mich eine Route wirklich reizt.
War es insgesamt eine gute Erfahrung? Ja, auf jeden Fall!
Die Aussicht aufs Meer, das sanfte Rauschen der Wellen, jeden Morgen in einem anderen Hafen aufzuwachen – das war schon besonders. Und wenn man dabei auf seiner eigenen kleinen Veranda sitzt und dem Schiff beim Anlegen zusieht, fühlt es sich sogar ein bisschen nach Luxus an.
Auch wenn man vieles nur streift und nie ganz eintaucht: Für einen ersten Eindruck ist eine Kreuzfahrt ideal. Vielleicht sogar als Auftakt für zukünftige Reisen – dann aber mit mehr Tiefe, mehr Zeit, mehr Begegnung.
Ganz bald wird es auf meinem Blog auch einen Beitrag mit Impressionen zu Norwegen geben!